Erzgebirge an einem Samstagabend, an dem eigentlich die Weihnachtsbäume und Schwibbögen in Stellung gebracht werden, war es dennoch an der Zeit ein Jahresabschluss-Event zu feiern. Noch während sich der Rest der Städter, fleischlichen Gelüsten hingibt, füllt sich der Gasthof „Katze“ in Gelenau mit Anhängern der schwarzen Tonkunst. Geladen haben an diesen kalten Abend die Herren (+ Damen?!) von „Schwarzmetall Erzgebirge“ mit der Veranstaltung „Schwarze Mette“. Ein passender und genial-klingender Titel konnte wohl nicht gefunden werden. Angekündigt waren MOOR aus Dresden, TODGEWEIHT, KRATER aus Sachsen und DRUDENSANG. Leider haben DRUDENSANG krankheitsbedingt absagen müssen. Und als Ersatz wurden mal eben EMINENZ angekündigt. Pahhh… EMINENZ, „würdiger Ersatz…“, pahh… EMINENZ sind ja wohl das NonplusUltra an diesem Tag, an diesem Ort um diese Zeit. Doch fangen wir von Vorne an. Schon recht zeitig hat sich herausgestellt, dass die Veranstaltung ausverkauft werden würde, da war es nur ein kluger Schritt eine größere Location zu suchen, nachdem der erste Veranstaltungsort abgesagt hatte. Und gefunden hat man diesen Gasthof in Gelenau, 20 Minuten südlich von Chemnitz. Ein gepflegter Gasthof in den Händen der örtlichen Gemeinde.
Als erstes betreten MOOR die Bühne. Sie selbst nennen es Post-Black Metal und Frontfrau Renata Safina, die neben dem Gesang auch das Keyboard bediente konnte bereits in den ersten Augenblicken überzeugen. Die Band hat aktuell ein Album mit dem Namen „Glada I“, welches die Atmosphäre bereits nach wenigen Minuten effektvoll umsetzt. So auch am heutigen Abend Live auf der Bühne. Heftige Gitarren, das Schlagzeit scheppert und die zarten Tastenklänge verschönern den rauen Klang. Wer die Band noch nicht kennen sollte: In der kommenden DER PESTBOTE Ausgabe #9 gibt es auch ein ausführliches Interview. MOOR waren ein abwechslungsreicher zugleich herrlicher Einklang für diese „Schwarze Mette“.
Als nächstes sind TODGEWEIHT an der Reihe um ihr neues Album „Ritual“ vorzustellen. Wer die Horde bereits kennt, weiß was ihn erwartet. Ein Blick in den rappel vollen Saal zeigt einen Querschnitt durch alle Altersgruppen, die sich nicht nur von der teilweise ruppigen Musik abholen lassen, sondern auch die gehaltvollen Texte der Band zu schätzen wissen, die zwischen düster, plakativ und tiefgründig alle Facetten ausloten. Zunächst dominieren die aggressiven Riffs zu hämmernden Schlagzeug-Beats, die den Gasthof in ihren Grundfesten erschüttern. Ja, es ist „Zeit für neue Hymnen“, von denen TODGEWEIHT im Laufe ihrer Zeit bereits einige abgeliefert haben und dies an diesem Abend wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen. Neben bewährtem Material vom „Der Krieg gegen das Kreuz“ Album schlagen die Songs des aktuellen Albums „Ritual“ ausdrücklich in dieselbe Kerbe und transportieren die Botschaft der Band, die sich seit je her das Streben nach Blasphemie und den Kampf gegen das Christentum auf die Fahne geschrieben hat. TODGEWEIHT feiern hier und heute ein tolles Heimspiel, dass die Fans für die schier endlose Wartezeit von neun Jahren mehr als entschädigten.
Nach einer kurzen Umbaupause ging es mit den Herren von KRATER weiter. Der Sound ist perfekt und pendelt zwischen brachial und brutal. Die Spielfreude der Band ist eindeutig zu spüren und man merkt den Besuchern an, dass die sechs Jahre Wartezeit an diesem Abend endlich Geschichte sind. Das Set beinhaltete nämlich auch Songs von ihrem neuesten Album „Phrenesis“, dass im Mai 2024 veröffentlicht wurde. Schon mit den ersten Titeln machen die Herren sofort deutlich, wo der Hase auf dem Album hinläuft. Es geht roh und brutal in Richtung Zukunft. Die Reaktion der Zuschauer zeigte, dass die Band auch nach all den Jahren immer noch neue Facetten ihrer Musik präsentieren konnte, die das Publikum mit Begeisterung aufnahm. Ein Irrer Abriss an diesen Abend. Über Hintergründe zum neuen Album „Phrenesis“ gibt es ein ausführliches Interview in der kommenden Der Pestboten Ausgabe #9.
Jetzt wurde der Saal nicht mehr leer. Denn ohne Gezeter machen sich EMINENZ auf die Bühne. EMINENZ sind live eine Macht, die ihre Fans auch an diesem Abend restlos begeistern können. Ein musikalischer Ritt durch die Alben der Band und die Besucher rasteten völlig aus. Die Bandmitglieder schienen selbst von der euphorischen Stimmung auf der Bühne mitgerissen zu werden, und sie interagierten immer wieder mit ihrem Publikum.
Die Bindung zwischen EMINENZ und ihren Fans war deutlich spürbar und verlieh dem Konzert eine familiäre Atmosphäre. Die Show als bombastisch zu bezeichnen, ist eine arge Untertreibung. Im Laufe des Abends zeigen EMINENZ dann in beeindruckender Form, warum die Band seit Jahren schon zu den besten Live-Acts der Republik zählt. Was bleibt sind die nostalgischen Momente, alter Männer. Und da ist sie nun auch wieder, meine alte Geschichte: Als ich ein kleiner Bub war, in den Raunächten bei großem Licht am Stubentisch saß und die Texte mit Hilfe des Deutsch-Englisch-Wörterbuches von „Exorial“ übersetzen versuchte. Oder später einen frankierten Briefumschlag mit Rückporto fertig machte, um ein Autogramm der glorreichen EMINENZ zu ergattern. Der Brief ist im Übrigen bis heute unbeantwortet… Das nächste Gastspiel wird hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen.
Der gesamte Abend hat viele Erinnerungen wachgerüttelt und erinnert an die Zeiten in Fraureuth, oder im „Gleis 3“ in Annaberg oder dem kultigem „Asgard“. Die älteren von Euch wissen, von was ich schreibe. „Schwarzmetall Erzgebirge“ haben hier etwas Feines auf die Beine gestellt. Davon wird man noch lange sprechen.