Am 04. Oktober 2025 fand im idyllisch gelegenen Crispendorf das IV DARKNESS OVER THURINGIA statt. Eingebettet zwischen dichten Wäldern und der besonderen Kulisse einer charmant erhaltenen Ferienanlage im typischen DDR-Stil, vereinten sich hier Natur, Nostalgie und musikalische Finsternis zu einem eindrucksvollen Gesamterlebnis. Auf der Bühne teilten sich an diesem Tag THE FALS, IREM, DEISTERDÄMON, TODGEWEIHT, ANDRAS, AURO sowie die aus Polen angereisten BESATT das Rampenlicht. Pünktlich um 15:00 Uhr öffneten sich die Türen zum großen Saal der Veranstaltungslocation.
Bereits kurz darauf füllte sich der Raum mit den ersten Besuchern, die sich zwischen Bars, Sitzgelegenheiten und Merchandise-Ständen verteilten. Die Atmosphäre war von Beginn an geprägt von Vorfreude, Geselligkeit und dem unverwechselbaren Geist der Szene Ehemalige DDR-Ferienlager besitzen einen ganz eigenen, nostalgischen Charme – und auch dieser Ort bildet da keine Ausnahme. Die rustikale Architektur, der Hauch vergangener Zeiten und die umgebende Natur verleihen Crispendorf eine besondere Stimmung, die perfekt zum Charakter des Festivals passt. Kein Wunder also, dass sich hier mittlerweile mehrere Metal-Festivals niedergelassen haben, die die einzigartige Mischung aus Geschichte, Gemeinschaft und Musik zu schätzen wissen.
Den Auftakt des Festivals bildete um 15:45 Uhr das Trio THE FALS aus dem Saarland. Zugegeben – bis zu diesem Zeitpunkt war mir diese Formation noch kein Begriff. Umso größer war jedoch die Überraschung, die mich beim ersten Ton erwartete. Ihr aktuelles Album “Beyond the Grave of the Moon” aus dem Jahr 2023 zeugt bereits auf Platte von einer gewaltigen klanglichen Tiefe und einer düster-morbiden Atmosphäre – doch live entfaltete sich diese Wirkung noch eindrucksvoller. Die Band überzeugte mit einer beeindruckenden Wucht, die gleichermaßen roh wie kontrolliert wirkte. Besonders bemerkenswert war die kompositorische Geschlossenheit ihrer Stücke: Jeder Song schien präzise durchdacht und nahtlos in das Gesamtkonzept eingebettet zu sein. Die dichte Soundwand, getragen von kraftvollen Riffs, düsteren Melodiebögen und eindringlichem Gesang, erzeugte eine fast greifbare Schwere, die das Publikum sofort in ihren Bann zog. THE FALS präsentierten sich als eine Band, die es versteht, musikalische Härte und atmosphärische Tiefe zu vereinen – ein kraftvoller Auftakt, der eindrucksvoll zeigte, dass im Saarland offenbar mehr musikalische Finsternis schlummert, als man vermuten würde.




Im Anschluss ging es ohne große Pause weiter mit IREM aus Leipzig. Wer die Band bereits kennt, weiß genau, was ihn erwartet – und auch an diesem Abend hielten die Musiker ihr Versprechen. Mit kompromisslosem Eifer lieferten sie eine kraftvolle Darbietung ab, die tief in den Wurzeln des Black Metal der 1990er Jahre verankert ist. IREM präsentierten ihren charakteristischen, schnörkellosen Sound, roh und direkt, frei von modernen Spielereien, dafür mit umso mehr Leidenschaft und Authentizität. In den rund 45 Minuten Spielzeit entstand eine energiegeladene Atmosphäre, die sowohl alteingesessene Fans als auch neugierige Zuhörer mitriss. Die Band verstand es meisterhaft, alten Spirit mit lebendiger Bühnenpräsenz zu verbinden – eine mitreißende Mischung aus frostiger Nostalgie, druckvollen Riffs und unbändiger Spielfreude. So wurde ihr Auftritt zu einer ehrlichen Hommage an den klassischen Black Metal, die zeigte, dass wahre Hingabe zur Musik auch ohne überflüssige Inszenierung auskommt.






Als Nächstes stand mit DEISTERDÄMON eine wahre Explosion aus Wut und Energie auf dem Programm. Die Formation aus Norddeutschland entfachte im Saal eine gewaltige Hassorgie, die vom ersten Ton an keinen Zweifel daran ließ, dass hier keine Gefangenen gemacht werden. Bereits auf ihren bisherigen Alben hat die Band eindrucksvoll bewiesen, dass sie weiß, wie man musikalische Zerstörung kunstvoll in Szene setzt – und auch live wurde diese Haltung in ihrer reinsten Form spürbar. Die Beschreibung ihres Sounds lässt sich auf wenige, aber prägnante Worte reduzieren: brachial, sarkastisch, bösartig und dennoch innovativ. Was aus den Boxen dröhnte, war eine rohe, kompromisslose Soundwand, die sich unerbittlich ihren Weg durch den Raum bahnte. Trotz dieser ungezähmten Härte überzeugte die Band mit präzisem Zusammenspiel und einer spürbaren Spielfreude, die das Publikum mitriss. Frontmann Kveldulfur führte die Truppe mit charismatischer Dominanz an und ließ keinen Zweifel daran, dass DEISTERDÄMON gekommen waren, um Eindruck zu hinterlassen. Der heutige Auftritt markierte zugleich den Live-Einstand der Band – und dieser hätte kaum gelungener ausfallen können. Das Publikum reagierte begeistert, feierte die Band lautstark und forderte nach dem regulären Set verdientermaßen eine Zugabe. Ein beeindruckendes Debüt, das Lust auf mehr machte.










Als nächstes betraten TODGEWEIHT aus dem düsteren Erzgebirge die Bühne – eine Band, deren Name allein bereits Programm ist. An diesem Abend traten die Musiker in Trio-Besetzung auf, was der musikalischen Intensität jedoch in keiner Weise Abbruch tat. Im Gegenteil: Die reduzierte Formation schien die Energie der Band noch weiter zu verdichten. Vor der Bühne war es mittlerweile eng und angenehm warm geworden, das Publikum rückte zusammen, um keinen Moment dieses Auftritts zu verpassen. Die düstere Aura, die von TODGEWEIHT ausging, ergriff den Raum sofort – eine Mischung aus roher Kraft, beklemmender Atmosphäre und leidenschaftlicher Hingabe. Ich hätte mich diesem Sog kaum entziehen können, selbst wenn ich es gewollt hätte; das Erlebnis war schlicht überwältigend. Neben den bereits bekannten und veröffentlichten Stücken präsentierte die Band auch neues Material, das sich nahtlos in ihr bisheriges Schaffen einfügte und dennoch neugierig machte auf das, was noch kommen mag. Diese frischen Songs ließen erahnen, dass eine kommende EP-Veröffentlichung bevorsteht – und die Vorfreude darauf war nach diesem Auftritt größer denn je. TODGEWEIHT bewiesen eindrucksvoll, dass echte musikalische Dunkelheit nicht von der Anzahl der Musiker abhängt, sondern von der Intensität, mit der sie zelebriert wird.












Mit ANDRAS blieben wir weiterhin im Erzgebirge – an diesem Abend war die Stimmung besonders bemerkenswert, denn Sänger Coldun kämpfte tapfer gegen eine starke Grippe. Trotz seines angeschlagenen Zustands kündigte er an, das Set durchziehen zu wollen. Vorweggenommen: er meisterte diese Herausforderung grandios.Im Zentrum des Auftritts stand selbstverständlich die aktuelle Veröffentlichung “The Eternal March”, die für die Band einen weiteren wichtigen Meilenstein in ihrer Geschichte darstellt. ANDRAS präsentierten sich wie aus der Asche auferstanden – frisch, kraftvoll und voller Energie, die sofort auf das Publikum übersprang. Mein persönliches Highlight des Abends war zweifellos der Song “Haamit” vom Album “…of Old Wisdom” (2005). Die Darbietung dieses Titels löste bei mir eine unglaubliche Gänsehaut aus und verdeutlichte einmal mehr, warum ANDRAS als feste Größe in der Szene gelten. Der Auftritt zeigte eindrucksvoll, dass ANDRAS stark zurückgekehrt sind, und ließ keinen Zweifel daran, dass die Band weiterhin kraftvolles Material liefern wird. Für Fans und Zuhörer bleibt die Hoffnung, dass noch viele weitere Veröffentlichungen folgen werden, die die hohe Qualität und die intensive Atmosphäre ihrer Musik fortsetzen.









Nach einer etwas längeren Umbaupause betraten schließlich AURO die Bühne. Die Band hatte mit ihrem aktuellen Album “Im Schatten der Bastion” ein wahrlich beeindruckendes Werk veröffentlicht, das an diesem Abend live unter Beweis gestellt werden sollte – und sie lösten diese Aufgabe mit Bravour. Musikalisch bewegen sich AURO im Dunstkreis von DRUDENSANG, und dieser Einfluss war sowohl in den kompositorischen Strukturen als auch in den lyrischen Inhalten deutlich hör- und spürbar. Die Band präsentierte ein kraftvolles Set aus wuchtigen Gitarrenriffs, sägendem Gesang und präzise treibenden Drums, das das Publikum sofort mitriss und zu ausgelassenem Feiern animierte. Besonders im Gedächtnis blieb mir der Titel “Der Glanz des Titanen”, der eine unglaubliche dunkle Intensität ausstrahlte, als würde er von einer unsichtbaren, mächtigen Kraft gesteuert. Die Verbindung aus düsterer Atmosphäre, technischer Präzision und roher Energie machte diesen Auftritt zu einem unvergesslichen Moment des Abends und zeigte eindrucksvoll, dass AURO nicht nur musikalisch, sondern auch in ihrer Bühnenpräsenz voll überzeugen können.






Mit einiger Verspätung betraten die polnischen Black-Metal-Veteranen BESATT um 00:35 Uhr die Bühne. Trotz der späten Stunde – und offenbar nicht mehr ganz nüchtern – gelang es der Band, eine dichte, bedrohliche Atmosphäre voller Wut, Satanismus und Blasphemie zu erzeugen. Das Publikum, das zu diesem Zeitpunkt bereits stark ausgedünnt war, wurde dennoch ordnungsgemäß mit brachialer Klanggewalt bombardiert. Es war mittlerweile etwa 15 Jahre her, dass ich BESATT das letzte Mal live erleben durfte – damals im kleinen, aber kultigen Gleis 3 in Annaberg-Buchholz. Und was sich seit damals nicht geändert hat: BESATT sind nach wie vor ein versoffener Haufen voller unheiliger Magie, der seine Musik mit einer Mischung aus Rohheit, Intensität und dunkler Ästhetik zelebriert. Die Band lieferte eine brillante Black-Metal-Darbietung, die sowohl alteingesessene Fans als auch neue Zuhörer in ihren Bann zog. Mit ihrer kompromisslosen Energie, den finsteren Riffs und der unbändigen Bühnenpräsenz setzten BESATT ein grandioses Finale unter einen ohnehin schon intensiven Festivaltag – ein würdiger Abschluss, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.








Nach einem langen, intensiven Tag voller düsterer Klänge, leidenschaftlicher Auftritte und unvergesslicher Momente neigt sich das IV DARKNESS OVER THURINGIA dem Ende zu – und es bleibt das Gefühl, Teil von etwas ganz Besonderem gewesen zu sein. Von den ersten Klängen von THE FALS bis zum brachialen Finale mit BESATT zeigte das Festival eindrucksvoll, dass die Thüringer Metalszene und ihre Gäste nach wie vor voller Energie, Hingabe und Begeisterung für diese Musik stehen. Ein solcher Erfolg wäre jedoch ohne die Menschen hinter den Kulissen kaum denkbar. GNADENHOF Events verdienen ein besonderes Dankeschön für die perfekte Organisation, die den reibungslosen Ablauf des Festivals erst möglich gemacht hat. Ebenso gebührt ein herzlicher Dank dem Küchenteam, das mit viel Liebe und Engagement die köstliche Bolognese zubereitet hat – ein Genuss, der zwischen den intensiven Sets für die dringend nötige Stärkung sorgte.
Dieses Festival hat einmal mehr gezeigt, wie Musik, Gemeinschaft und Leidenschaft zu einem unvergesslichen Erlebnis verschmelzen können. Die Kombination aus einzigartiger Location, hochkarätigen Bands und einer begeisterten Black Metal-Gemeinde machte diesen Tag zu etwas ganz Besonderem. Es bleibt die Vorfreude auf das nächste Treffen, die nächste Show und die nächste Reise in die düstere, rohe Welt des Back Metal, bei der man weiß: Hier ist man unter Gleichgesinnten – und die Stimmung wird immer elektrisierend sein. Das IV DARKNESS OVER THURINGIA war ein voller Erfolg – ein Festival, das noch lange im Gedächtnis nachhallen wird.