Mit der Veröffentlichung ihres zwölften Albums „Ashspawn“ schlagen ENTHRONED ein neues Kapitel in ihrer drei Jahrzehnte währenden Herrschaft über den rituellen Black Metal auf. Das Album, das in sechs Jahren sorgfältiger Arbeit entstanden ist, präsentiert sich sowohl als Autopsie als auch als Auferstehung: ein Abstieg in den spirituellen Tod, gefolgt von der Sublimierung der Wiedergeburt. „Ashspawn“ entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Okkultismus-Autor Gilles de Laval und vereint arkane Praktiken, metaphysische Berechnungen und esoterische Kartografie zu einem Werk, das ebenso sehr rituelle Beschwörung wie Musik ist.
Es ist der Höhepunkt der kompromisslosen Vision von Enthroned: eine Waffe der Transformation, geschmiedet in Feuer und Dunkelheit. Enthroned wurde 1993 in Namur, Belgien, gegründet und entstand aus der Asche des Blackened Underground, wobei sie sich schnell als eine der unerbittlichsten Stimmen des europäischen Black Metal etablierten. Ihr Debütalbum Prophecies of Pagan Fire (1995) begründete den Ruf der Band für wilde Geschwindigkeit, okkulte Bildsprache und unerschütterliche Hingabe an den Left Hand Path. Weniger als ein Jahr nach ihrer Gründung unterzeichneten sie ihren ersten Plattenvertrag und sorgten sofort für Aufsehen in der internationalen Szene.

Zu Beginn ihrer Karriere ereignete sich eine Tragödie, als der Gründungsmitglied und Schlagzeuger Cernunnos 1997, kurz nach den Aufnahmen zu ihrem zweiten Album, sich das Leben nahm. Mit seinen erhaltenen Probenaufnahmen machte die Band mit Towards the Skullthrone of Satan (1997) weiter, verwandelte ihre Trauer in Wut und sicherte Enthroned als Vertreter des kompromisslosen Black Metal. Diese Widerstandsfähigkeit wurde zu einem charakteristischen Merkmal: Trotz zahlreicher Besetzungswechsel blieb der Geist der Band unerschütterlich, verankert in einer Vision, die eher ritualistisch als trendorientiert war.
In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Diskografie von Enthroned zu einem beeindruckenden Katalog heran. Alben wie Armoured Bestial Hell (2001) und Carnage in Worlds Beyond (2003) führten ihren Sound in noch gewalttätigere und atmosphärischere Gefilde. Mitte der 2000er Jahre folgte eine Phase der Neuerfindung, in der Tetra Karcist (2007) und Pentagrammaton (2010) ihre Erforschung der okkulten Philosophie und esoterischen Symbolik vertieften. Obsidium (2012) und Sovereigns (2014) setzten diese Entwicklung fort und schufen ein Gleichgewicht zwischen wilder Aggression und ritueller Atmosphäre. Mit Cold Black Suns (2019), ihrem Debüt bei Season of Mist, hatten Enthroned ihren Ruf als eine der beständigsten Institutionen des Black Metal gefestigt: eine Band, die sowohl die Ursprünge des Genres ehrte als auch diese mit einer intellektuellen, rituellen Dimension überwand.
Jetzt, im Jahr 2025, ist Ashspawn das bisher ambitionierteste und persönlichste Statement von Enthroned. Musikalisch verkörpert es eine totale Einheit der Vision: wilde Blast Beats, bedrückende Midtempo-Passagen und progressive Strukturen verschmelzen miteinander, durchsetzt mit Soli, die von Morbid Angel-ähnlicher Raserei bis zu Judas Priest-inspirierter Virtuosität reichen. Textlich fungiert es als metaphysische Architektur, deren Verse nicht nur zum Hören gedacht sind, sondern auch anstecken und verwandeln sollen. Tracks wie „Raviasamin“, „Ashspawn“ und „Ashen Advocacy“ offenbaren seine duale Natur: gewalttätige Katharsis, verflochten mit erdrückender Selbstreflexion, ein Tribunal, in dem das Selbst zerbrochen und neu geschmiedet wird.
Mehr als drei Jahrzehnte nach ihrer Gründung bleiben Enthroned ihrem Ziel treu: nicht die Vergangenheit zu replizieren, sondern sich wieder mit den Kräften zu verbinden, die sie hervorgebracht haben. Ashspawn ist das Zeugnis dieser Verbindung, eine rituelle Waffe, die Nostalgie und Kompromisse ablehnt. Es ist eine Wiederauferstehung des Geistes durch Leiden, eine Bekräftigung der Stellung von Enthroned unter den visionärsten Vertretern des Black Metal.